Dr. Ingo Friedrich im Europäischen Parlament.HDR

Rot-Weiße in der Welt

Ingo Friedrich: Der Europäer mit Bodenhaftung

Dr. Ingo Friedrich war 30 Jahren (1979 bis 2009) als Abgeordneter im Europaparlament, davon 10 Jahre im Parlamentspräsidium als Vizepräsident und Quästor. Auch nach seiner Zeit als Abgeordneter widmet sich weiter der Parteiarbeit in der CSU und als Schatzmeister der Europäischen Volkspartei, in der alle Christdemokratischen Parteien Europas organisiert sind. Seit 2009 ist Ingo Friedrich der Präsident des Europäischen Wirtschaftssenat (EWS) und ist nicht zuletzt deswegen sehr häufig in Brüssel zu sehen. Hermann Drummer sprach mit ihm in Brüssel über das Europa, das ihm am Herzen liegt.

 

Es ist nicht einfach, mit Dr. Ingo Friedrich durch das Europäische Parlament zu laufen. Alle kennen ihn, alle grüßen ihn und alle schätzen ihn. So verwundert es nicht, dass alle ein wenig mit ihm reden wollen, und das drückt den Schnitt. Für eine Strecke von 200 bis 300 Metern sind wir gefühlte 30 Minuten unterwegs. Endlich kommen wir da an, wo nur die Abgeordneten in aller Ruhe mit ihren Gästen reden können: In der Members Bar. Auch dort das gleiche Bild: Er kennt das Personal, und das Personal hat ihn in bester Erinnerung. Der quicklebendige 71jährige erzählt über sein Europa, das sich in den 30 Jahren von 1979 bis 2009 sehr verändert hat.

 

Er ist stolz und ein klein wenig melancholisch, wenn er von den 30 Jahren erzählt: „Ich hatte das ganz große Glück, das Haus Europas mit zu gestalten!“ Traurig stimmt ihn, „dass Europa keinen Platz im Herzen der Europäer hat!“ Dies zu ändern, ist einer seiner großen Wünsche. Er kann es gut verstehen, dass die emotionale Bindung zum Kontinent nachgelassen hat. In den siebziger Jahren hatten alle Städte eine lebendige Partnerschaft zu einer oder mehreren Städten in einem anderen Land. „Da lernte man andere Kulturen, andere Lebenskonzepte und andere Sitten hautnah kennen!“ Heute werden viele dieser Kontakte nicht mehr so intensiv gepflegt, weil wir heute viel auf Achse sind und ständig neue Erlebnisse in Europa und auf der ganzen Welt haben. „Da ist der Wunsch nach einer lebendigen Städtepartnerschaft in den Hintergrund getreten.“

 

Er wird nachdenklich, als er nach den Alternativen gefragt wird. Wie soll sich denn ein regionales Gefühl für Europa entwickelt, wenn Brüssel mehr und mehr als ein sehr weit entferntes Raumschiff wahrgenommen wird und die direkten Kontakte zu Jean in Frankreich, zu Gonzales in Spanien oder zu Bogumil in Polen nicht mehr vorhanden sind?„Ich weiß, das ist eine Herausforderung, und wir sehen es heute bei der Diskussion um die Wasserpolitik der Europäischen Union: Niemand bei uns sieht die Argumente der Spanier, der Schotten oder der Finnen. Jeder denkt in seinem Erfahrungsraum.“ Größere regionale Einheiten – wie die Metropolregion Nürnberg in seiner fränkischen Heimat – könnten da seiner Meinung in die Bresche springen.

 

Noch einen Wunsch hat er. Mit Nachdruck sagt er: „Die Aufgabe aller Europäer ist es jetzt, dass die gegenwärtige Finanzkrise bald zur Vergangenheit gehört. Die Menschen überall auf unserem Kontinent brauchen wieder ein Stück mehr Sicherheit für ihre Zukunft! Dann wird sich auch das positive Gefühl für Europa einstellen!“  Der Europäer Dr. Ingo Friedrich ist auch felsenfest davon überzeugt, dass die EU weiterhin eine Erfolgsgeschichte sein wird. „Europa hat so viele Probleme gelöst – immer zum Wohle der Menschen. Und das wird auch so bleiben!“

 

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