Josef Ferschel und Stephan Harlander sind die 'Väter' des Erfolgs. HDR
Für Werner Stöber und Alex Schmidt sind 16 Kilo die erträgliche Leichtigkeit des Seins.HDR
Mit Basel kam Markus Steinhöfer ins Halbfinale der Europa-Ligue.HDR

Rot-Weiße Sportler

Der VfL: Eine Rot-Weiße Kultmannschaft

Alles begann vor beinahe 40 Jahren, als eine Handvoll Anhänger dieses noch recht exotischen Sports im südlichsten Zipfel Frankens die ersten Teams auf Korbjagd schickten. Heute ist aus dem Kleinstadtverein eine der großen Adressen des regionalen Basketballs geworden. Mit einer Philosophie, die man treffender kaum beschreiben kann als mit: Wir sind Rot-Weiß!

 

Denn beim VfL Treuchtlingen ist auch in seiner dritten Saison in der 1. Regionalliga – darüber sind nur noch die Profiligen angesiedelt – alles ein wenig anders: Wo die Gegner aus Würzburg, Zwickau oder vom FC Bayern oft gleich mehrere Halbprofis aus den USA oder Osteuropa engagieren, setzen die Treuchtlinger auf die eigene, intensiv betriebene Nachwuchs-Arbeit: Fast alle Spieler des aktuellen Kaders, viele von ihnen noch nicht einmal 20 Jahre alt, stammen aus der eigenen Jugend.

 

Eine der seltenen Ausnahmen ist der Trainer: Stephan Harlander war als Spieler und Trainer schon für Nürnberg in der 1. und 2. Bundesliga tätig. Und landete dennoch in der Basketball-Provinz Treuchtlingen. Warum?

 

„Hier ist über Jahre hinweg etwas Einzigartiges entstanden“, schwärmt der Ü-40-Nationalspieler, „und ich kann ein Teil davon sein. Das ist für mich inzwischen reizvoller als der vordergründig so glanzvolle Profisport. Hier kann ich intensiv an einem langfristigen Projekt mitarbeiten, kann ernten, was wir Jahre zuvor selbst gesät haben.“

 

Wenn Harlander, der auch mehrere Jugendmannschaften trainiert, von „wir“ spricht, meint er vor allem Josef Ferschl, einen jener eingangs erwähnten Basketball-Pioniere. Das ligaweit anerkannte „Projekt VfL“ ist vor allem sein Werk, an dem er schon sein halbes Leben lang als Abteilungsleiter arbeitet, für das er unzählige Stunden seiner Freizeit opfert – und zu dem er sogar eigenes „Personal“ beisteuerte: Seine beiden Söhne spielen im Regionalliga-Team…

 

Der sportliche Höhenflug der Korbjäger mit drei Aufstiegen in vier Jahren sorgte in Treuchtlingen für einen regelrechten Zuschauer-Boom: 600 Fans füllen die Turnhalle der Senefelder Schule bei jedem Heimspiel, zu besonders brisanten Duellen kann sich der Schatzmeister auch schon mal über 750 verkaufte Tickets freuen – und die Mannschaft über einen lautstark-euphorischen Hexenkessel, der in dieser Spielklasse einmalig ist.

 

Unter den Fans finden sich auch viele ehemalige Spieler, die mit Begeisterung verfolgen, welch großen Sport ihre Nachfolger bieten. „Ich kenne die meisten von ihnen, seitdem sie als Kinder zum ersten Mal in die Halle getapst sind“, sagt einer von ihnen, „und ich bin richtig stolz auf sie.“ Angesprochen auf das eherne Prinzip, auf teure „Legionäre“ zu verzichten, kommt von den Fans uneingeschränkte Zustimmung: „Das ist unser Weg, deshalb lieben wir diese Mannschaft!“, so der einhellige Tenor. Und wenn es eines Tages mal nicht mehr für die höchste deutsche Amateurliga reichen sollte, dann „steigen wir eben erhobenen Hauptes ab“.

 

Denn wichtiger als der (gekaufte) sportliche Erfolg ist den Treuchtlingern ihr einzigartiges Nachwuchskonzept. Und ihre Philosophie: Wir sind Rot-Weiß.


www.vfl-treuchtlingen.de
 

Jürgen Eisenbrand



Kettlebell: Muskelkater inbegriffen.

Eigentlich ist es die Zeit, zu der ich an einem neuen Rotwein schnuppern wollte. Statt dessen irre ich durch Gänge und Treppenhäuser, und der feine Duft von Männerschweiß verdrängt endgültig meine Gedanken an genussvolles Trinken. Schließlich stehe ich in einer kleinen Halle, die mit Turnmatten ausgelegt ist. Werner Stöber und Alex Schmidt warten schon auf mich und legen sofort los. Mit einer Leichtigkeit schwingen sie die Kugelhantel durch die Lüfte. Ich muss unwillkürlich schmunzeln: Die Kugeln oder besser gesagt die Kettlebells und die elegant-kraftvollen Bewegungen sehen so aus wie kleine Abrissbirnen im Einsatz. 

 

Angeblich sind die Kettlebells schon 6000 Jahre alt. Kraftmaier schwangen damals die Gewichte an der Grenze zwischen China und Indo-Germanien. Lange hielt sich dieser Sport auf den Jahrmärkten und im Zirkus. In der Roten Armee war es ein Muss - so hielten sich die Soldaten fit. Fast wäre dieser Sport nach dem Fall des Eisernen Vorhangs vergessen worden. Wie so oft entdeckten die Amerikaner diesen Sport und machten ihn ,salonfähig‘: Kraft- und Kampfsportler waren begeistert und sich einig, das es kein besseres Trainingsgerät gibt. Heute schwingt vom Sportler bis zum Greis fast jeder die Kettlebells. Und alles, was in den USA Erfolg hat, schwappt zu uns nach Europa rüber. Für Werner Stöber und Alex Schmidt ist das unwesentlich, woher die Bewegung kommt. Sie wollen für das Gerät begeistern, weil es nichts besseres gibt.

Nach der Probe kommen sie auf mich zu: „Wenn du das eine halbe Stunde machst und nicht trainiert bist, dann hast du morgen einen fürchterlichen Muskelkater“, erklärt mir Alex und grinst über das ganze Gesicht. 1990 war er Deutscher Meister in Jiu Jitsu. Später trainierte er den Nachwuchs - mit Erfolg. Zu Recht ist er stolz darauf, dass er das Talent des Weißenburgers Wolfgang Heindel früh erkannt hatte. Er förderte und empfahl ihn weiter und 2004 wurde er Jiu Jitsu-Weltmeister.

 

Immer wichtiger wurde ihm im Laufe der Jahre, sich für den Breitensport zu engagieren. „Auch wenn nicht jeder das Zeug dazu hat, in den berühmtesten Sporthallen um Meisterruhm zu kämpfen, mein Training bringt allen ein gesundes Selbstbewusstsein.“ Das ist noch besser geworden, seit er Kettlebell als sein Sportgerät entdeckt hat. Das ist nicht sehr lange her und Werner erinnert sich: „Damals hörte er nicht mehr auf, mir diesen Sport schmackhaft zu machen.“ Werner hatte schon fast jeden Sport ausprobiert und das Fitnessstudio war mehr oder weniger sein zuhause. Nach anfänglichem Zögern ließ er sich auf diesen neuen Sport ein, und es dauerte nicht lange, bis auch ihn der Ehrgeiz gepackt hatte: „Es gibt momentan keinen besseren Sport für mich. Ich kann mich immer wieder dazu motivieren, meine Leistung zu steigern. Das ist toll!“

 

Soweit ich es verstehe, gibt kaum ein Sportgerät, mit dem sich effizienter trainieren lässt. „Du kannst Kraft und Muskel aufbauen. Du verbesserst die Beweglichkeit, Koordination und Ausdauer und verbrennst dabei jede Menge Fett!“ Das ist die eine Seite der Medaille. Sie wollen auch mit über 50 Jahren fit sein und bleiben. Aber ich glaube, die beiden haben auch im Blickfeld, dass das Leben nicht nur aus Muskeltraining, Ausdauer und Beweglichkeit besteht. Ich vermute stark, dass sie so hart trainieren, damit sie nicht auf die köstlichen fränkischen Biere und auf das gute Essen verzichten müssen. „Schön, denke ich mir – trainieren, um richtig und ausgiebig genießen zu können!“ Langsam - muss ich mir eingestehen - wird mir diese Kugel sympathisch.

 

Es kann schon ein gutes Gefühl sein, wenn man sich seinen Grenzen nähert und sagen kann: „Ich habe mich niemals stärker gefühlt als jetzt gerade in diesem Augenblick!“ Und dann gehst du an den Stammtisch und bestellst ein Seidla, trinkst ohne Reue und wischt dir den Schaum vom Mund. Ich sitze da – sehr nachdenklich. Und ich werde irgendwie das Gefühl nicht los, dass mich die beiden eingewickelt haben. Ich sehe mich - den Antisportler schlechthin - schon mit einem Gewicht meine Bahnen kreisen und einem gewaltigen Muskelkater zusteuern.

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Hermann Drummer

Fussball im Dreiländereck: Markus Steinhöfer

2004 war ein großes Jahr. „Es war ein tolles Gefühl, Deutscher Meister zu werden.“ Damals war Markus Steinhöfer bei den A-Junioren des FC Bayern München und 18 Jahre alt, heute ist er 27 Jahre. Das Halbfinale des FC Basel gegen Chelsea ist vorbei. Als es im Rückspiel 1:0 für das Team aus Basel hieß, „da glaubte ich, wir haben ‚ne Chance ins Endspiel der Europa-Ligue zu kommen, aber am Ende haben wir eine schlechte Viertelstunde gehabt und verdient verloren!“  


Steinhöfer ist in Weißenburg aufgewachsen und zur Schule gegangen. Beim DSC Weißenburg hat angefangen zu kicken. Über den TSV Roth und den 1. FC Nürnberg kam er 2002 zu den Bayern. In der Saison 2006/2007 wurde er mit Red Bull Salzburg österreichischer Meister.  Von dort ging es zur Eintracht in Frankfurt. Und dort erlebte er ein Wechselbad der Gefühle. Unter dem Trainer Friedhelm Funkel schoss er selbst drei Tore und galt als ein sehr guter Vorbereiter – nur Riberéry und Diego waren in dieser Saison besser als er. Mit Michael Skibbe änderte sich alles von einem Tag auf den anderen. „Ich wurde einfach nicht mehr aufgestellt, erhielt keine Chance!“ Eigentlich hat er nur ein paar Minuten gespielt. Ich dachte mir damals "Da muss man durch, wenn man Profi sein will."

Er ist durch, aber er hat sich woanders umgeschaut! 2011 landete er beim FC Basel und fühlt dort sehr wohl.


Ein Stadion ist ein verwirrender Bau. Mit dem Auto umrunde ich die Arena aus Stahlbeton einige Male, dann parke ich völlig unschweizerisch auf einem breiten Gehsteig und untersuche den ‚Fuchsbau’ von nahem.  Und endlich finde ich den Laden für Fanartikel und bald darauf tauchte Markus Steinhöfer dann zwischen Schals und Trikots und anderen ‚Devotionalien’ auf. Wir erklimmen anschließend eine Außenterrassedes St. Jakobs Stadium sitzen wir bei einem Glas Wasser zusammen. Fast erschrecke ich ein wenig, als ich in seiner Sprache nichts fränkisches höre, dafür hat er sich die Melodie des Baseldüütsch antrainiert. „Ich fühle mich wohl hier, die Menschen sind qualitätsbewusster und die Landschaft ist grandios!“ Franken, das ist für ihn vor allem seine Freundin, die nach wie vor in Weißenburg lebt und die er regelmäßig besucht.

Er äußert sich sehr zurückhaltend, denkt nach und wählt seine Formulierungen sorgfältig. „Mir gefällt es in Basel seht und ich habe hier auch einen Sprung in der Entwicklung als Spieler gemacht.“ Nicht nur die zahlreichen internationale Spiele waren die Grundlage dazu, er ist überzeugt: „Der Schweizer Fussball ist heute sehr viel besser als sein Ruf in Deutschland.“ Sicherlich werden nicht alle Vereine so professionell geführt wie der FC Basel und nicht jedes Team hat so ein tolles und großes Stadion. „In der Schweiz wird sehr guter Fussball gespielt, das sieht man auch an dem Wechsel von Xherdan Shaqiri, der aus Basel zu Bayern München kam.“

Und obwohl er sich in seiner Mannschaft sehr wohl fühlt, spürt man zwischen ‚den Zeilen’ eine Sehnsucht hin zur Bundesliga. „Ist doch klar, dass die Bundesliga einen großen Reiz ausübt“ sagt er und fügt gleich hinzu „aber jetzt konzentriere ich mich auf die Schweizer Meisterschaft und die wird spätestens am 1. Juni entschieden!“

markus.steinhoefer@fcb.ch

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Hermann Drummer