Ich sitze im ICE und schaue auf die Geschwindigkeitsanzeige. Mit fast 300 Kilometern in der Stunde entferne ich mich von der europäischen Hauptstadt und nähere mich Nürnberg. Gestern saß ich noch mit meinen Freunden in der Weinbar. Wir sprachen, wie fast immer in diesen Zeiten, über die Finanzkrise und über die großen Banken. Die Stimmung hat sich innerhalb einiger Jahre total gedreht. Mit Banken ist kein Staat mehr zu machen, und mein Freund Ferdinand aus Österreich sagt beim dritten Glas Wein schon mal gern seinen aktuellen Lieblingssatz: „Banken sind Einrichtungen legalisierten Raubes!“
Misstrauen liegt wie immer in der Luft – und Pessimismus. Misstrauen gegenüber Regierungen und Misstrauen gegen Banken. Aber eins ist klar: Der Zug ist nicht zu stoppen. Europa, die Politik wird immer stärker reglementieren und eingreifen. Ich habe gelernt, dass der Staat zwar kontrollieren kann – manchmal sogar effizient. Eines kann der Staat aber nicht: als Unternehmer handeln. Da hat er fast immer versagt. Darum fühle ich mich bei diesem Gedanken nicht wohl. Darüber hinaus kennt kaum einer in Brüssel das deutsche, dreigliedrige Bankensystem aus privaten, genossenschaftlichen und öffentlich-rechtlichen Instituten. Und begreifen tut es schon gar keiner. Da verwundert es nicht, dass Abgeordnete aus Spanien, Schweden oder Großbritannien die Sparkassen in Deutschland nur als eine deutsche Extrawurst sehen.
Wir haben lange nach einem passenden Termin gesucht: Rita Smischek und ich! Endlich hat es geklappt. Noch während wir die Treppen hochsteigen, erzählt sie: „Wir werden das Gebäude in Weißenburg von Grund auf erneuern!“ Es wird investiert in der Region, und die Sparkasse wird im Herzen der Stadt bleiben. Rita Smischek ist stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Mittelfranken-Süd, lebt in der Altstadt von Weißenburg und hat dort ein historisches Gebäude engagiert und gefühlvoll restauriert: „Ich weiß, wovon ich spreche. Es ist schwierig, alle Belange zu berücksichtigen. Aber wir werden alle Fragen des Denkmalschutzes und des Stadtbildes lösen! Wir werden innerhalb der alten Stadtmauern bleiben und nicht an den Rand der Stadt ziehen!“
Rita Smischek kam nach Franken aus der Nähe von Regensburg, und das ist schon fast 20 Jahre her. Geblieben ist ihr der warme Klang der Sprache, der die mittelbayerische Herkunft noch heute verrät. Es war ein langer Weg, und als Mädchen musste sie sich ihre Bildung ‚erkämpfen’: „Es war damals nicht selbstverständlich, dass ein Mädchen vom Land für die mittlere Reife vorgesehen war!“ Es waren andere Zeiten, aber ich kann mir vorstellen, dass sie Ausdauer, Geduld und Energie sehr gut mit einander verbindet. Sie wusste damals, dass sie zur Sparkasse will und bald auch, dass sie dort bleiben möchte. Daher wählte sie nach der Realschule den zweiten Bildungsweg und qualifizierte sich erfolgreich zur Diplom – Sparkassenbetriebswirtin.
„Gut. Fair. Menschlich. Nah.“, das ist das Motto der Sparkassen. Das könnte eins zu eins auch das Motto von Frau Rita Smischek sein. Gut: Sie war die erste Frau im Vorstand einer bayerischen Sparkasse. Der damalige Oberbürgermeister von Weißenburg, Reinhard Schwirzer, betonte damals: „Nicht weil sie eine Frau, sondern weil sie gut ist!“. Fair und menschlich, das muss ich nicht betonen, so habe ich sie kennengelernt und dieser Eindruck blieb bei mir fest haften. Nah: Fast jeden Samstag sehe ich sie über Markt laufen. Dann kauft sie frisches Gemüse, Obst oder den Salat ein. Aber sie bleibt auch bei den Menschen stehen und plaudert über dies und das. So viel Zeit muss sein. Aber wenn sie über die Erfolge der Sparkasse Mittelfranken-Süd spricht, dann blitzt noch eine weitere Eigenschaft hervor: Stolz! Selbstbewusst berichtet sie „Wir hatten 2012 wieder ein stabiles und zufriedenstellendendes Jahr! Und die wirtschaftliche Entwicklung war gut“. Das gezeichnete Bild ist hier bei weitem besser als in den Kränzchen der Brüsseler Welt. „Sicher, das Wachstum wird sich verringern, die allgemeine europäische Krise wird auch auf die Region durchschlagen, aber grundsätzlich bleiben wir optimistisch!“
Zu den Kernaufgaben gehört die Entwicklung der regionalen Wirtschaft und der Unternehmen – egal ob sie klein und groß sind. „Alle müssen sich bei uns wohl und gut aufgehoben fühlen. Aber jetzt kommt der große Unterschied zu den ‚global playern’: „Wir wollen in der Region verankert sein, wir wollen uns hier engagieren, wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass auch hier die Zukunft stattfindet.“ Die Sparkasse unterstützt Vereine, Schulprojekte, Veranstaltungen und Initiativen – direkt oder über ihre Stiftungen. Ganz groß geschrieben wird bei der Sparkasse Mittelfranken-Süd die Energieversorgung, die Schritt für Schritt auch stärker von den Menschen, die hier leben, gestaltet werden soll.
Ich erinnere mich an Gespräche, die ich Anfang der 90er Jahre mit Kollegen aus Mittelengland und aus Nordfrankreich führte. Sie sahen damals keine Zukunft für ihre Region. Sie hatten zwar Ideen, aber kein Geld. Ich fragte sie damals ganz naiv: „Ja, warum fragt ihr nicht eure öffentlichen Banken, die Sparkassen?“ Sie zuckten mit den Schultern, so etwas hatten sie nicht. In vielen Regionen gab es nicht einmal mehr einen Geldautomaten. Als die Kohle ging, verschwand auch das Geld aus den Regionen.
Wir haben es in Deutschland besser, und kaum einer weiß es – weder draußen, noch drinnen. Rita Smischek betont es zum Ende des Gesprächs noch einmal: „Wir haben ein Auge darauf, dass wir unsere Kunden auch in den abgelegenen Gebieten erreichen und betreuen. Mit über 50 Filialen sind wir auch an den Rändern unserer Region vertreten.“ Wie gut die Sparkassen in der Region verwurzelt sind, das zeigt die Filiale in Solnhofen: anstatt billigere Steine aus China zu importieren, wurde der heimische Juramarmor verwendet. Der kostet ein wenig mehr, macht aber auch mehr her. Und das unterstützt die heimische Wirtschaft. Gut so – weiter so!
Sparkasse Mittelfranken-Süd
Westring 38
91154 Roth
T I 09171-82 0
www.sparkasse-mittelfranken-sued.de
Hermann Drummer