„Das ist einzige echte Europahaus im ländlichen Raum, in einer Kleinstadt!“, mit diesen Worten empfängt mich Prof. Dr. Grzega. „Genau dort müssten sie doch wie Pilze aus dem Boden schießen“, denke ich mir. Aber falsch gedacht. Die Stadt Pappenheim hat Neuland betreten und fast keiner weiß es. Auch das Konzept von Prof. Grzega von Anfang bis Ende durchdacht ... und für den ländlichen Raum absolut neuartig.
Für Prof. Grzega muss das Pilotprojekt eingebettet werden in die praktischen Erfahrungen der Menschen. Der Europagedanke muss sozusagen in Fleisch und Blut übergehen. Ein Weg sind lebendige Partnerschaften mit Kleinstädten in Europa. Eine davon ist mit Coussac-Bonneval. Das Örtchen liegt im Limousin mit der Regionalhauptstadt Limoges, nach weiter von der Welt entfernt als Pappenheim. In Frankreich gibt es Verb, das heißt ‚limoger’ und bedeutet soviel wie jemanden in die Wüste schicken. „Aber, wir können uns nicht nur auf die alten Achsen konzentrieren. Osteuropa ist ein Teil der Europäischen Union geworden und wir müssen uns auch um Kontakte in diesen Ländern kümmern“! Iszkaszentgyörgy liegt nicht weit vom ungarischen Stuhlweißenburg und hat circa 2000 Einwohner.
Mir gefällt der Gedanke, dass die ländlichen Orte der europäischen Idee Leben einhauchen sollen sofort. Ich sehe sofort den Slogan ‚Europa kommt zu seinen Bürgern – und seine Bürger werden Europäer!“ Aber noch ist es nicht so weit und noch wartet auf Prof. Grzega eine Menge an Arbeit - und die ist ohne sein zusätzliches Engagement kaum zu bewältigen. Als überzeugter Europäer ‚möchte ich Europa sichtbar, spürbar und erlebbar machen.“ Das geht nur mit der Windrose: „Wir müssen in alle Himmelrichtungen Kontakte knüpfen.“ Pappenheim liegt im Zentrum und dort aus möchte er vier kulturelle Achsen entwickeln: nach Frankreich, nach Ungarn, nach Finnland und nach Italien.
Ohne Sprache geht das auch, aber mit Sprachen geht es viel besser. Angefangen wird mit der englischen Sprache, die sich am Alltag orientiert: „Es ist wichtig, dass sich die Menschen unterhalten können, viel wichtiger als die korrekte Grammatik und einer Aussprache, die nur in Oxford zu hören ist.“ Aber Prof. Grzega legt noch einen drauf: „Sprache soll sich an unseren Zielen, an unseren Projekten orientieren, so werden auch im Sprachunterricht, die europäischen Themen am Beispiel der Kleinstadt entwickelt!“
Mir gefällt die Idee und sie erinnert mich an meine Zeit als ich für die Versammlung der Regionen Europas arbeitet und die großen, aber unbekannten Europäer in irgendeiner versteckten regionalen Ecke entdeckte und mir dachte: „Das ist der Zement, den das europäische Haus braucht!“ Und da ist jetzt einer in einem Städtchen an der Altmühl, der setzt an, Europa fern der Zentrale von unten aufzubauen. Und da dachte ich, ich würde meine Pappenheimer kennen.
Prof. Dr. Joachim Grzega
Europäisches Haus Pappenheim (EHP)
Stadt Pappenheim
Marktplatz 1
91788 Pappenheim
09143-60 6 60
www.ehp-online.eu
grzega@pappenheim.de
Hermann Drummer