Ein "andiamo prendere un caffè“, also ein „gehen wir einen Kaffee trinken“, ist in Italien wie ein herzlicher Händedruck zwischen Freunden. Espresso, so heißen dort nur die Eilzüge! Dem Fremden einen Kaffee anzubieten, ist ein Zeichen des Willkommens, und man ist auf dem besten Weg, sich nicht mehr nur als Tourist zu fühlen. Der Duft von Espresso Kaffee in der Luft weckt bei mir angenehme Erinnerungen an die unzähligen italienischen Bars und ihre Baristas, die mit geübtem Griff an ihrer chromblitzenden Maschine hantierten, um mir schließlich in elegantem Schwung die kleine Tasse mit dem köstlichen Inhalt zu servieren.
Lächelnd hört sich Thomas Schweiger meine nostalgische Geschichte von Bella Italia an, während er an seiner Maschine einen Espresso zubereitet, ihn vor mir auf die Theke stellt und hinzufügt: „Du trinkst ihn sicherlich ohne Zucker“. Ich wage nicht zu widersprechen, obwohl ich noch nie einen Espresso ohne Zucker getrunken habe, schließlich steht vor mir der Deutsche Barista Meister. Vorsichtig nippe ich an der Tasse und schon nach den ersten Tropfen, die meine Zunge benetzen, wird mir klar: Dieser Espresso ist eine Wucht. Er enthält so viele Aromen, ist so vielschichtig - ich bin überwältigt. Nun verstehe ich auch, warum jedes Körnchen Zucker gestört hätte und warum gewöhnlicher Espresso nach Zucker verlangt: Um die schlechte Qualität der Kaffeebohnen, die bitteren und säuerlichen und muffigen Töne zu überdecken. Das war ein schneller Kaffeelehrgang, aber so einfach ist das natürlich nicht.
Wie kommt ein ehemaliger Kinderkrankenpfleger dazu, mir einen so guten Espresso zu kredenzen? Es war eine Reise nach Mexiko Mitte der neunziger Jahre, die seine Neugier weckte. Damals trank er zum ersten Mal Kaffee aus selbst gerösteten Kaffeebohnen. Wieder zurück in der Heimat, ließ ihn das Thema nicht mehr los. 2005 war es dann soweit: Er eröffnete seinen Barista Shop „Green and Bean“ im beschaulichen Ansbach. Bis heute ist dieses Café das Herzstück seiner Kaffee-Leidenschaft. Es genügt Thomas Schweiger jedoch nicht, hinter dem Tresen zu stehen, dafür ist er viel zu umtriebig. Als Kaffee-Experte gibt er sein Wissen in Schulungen weiter, und im Wettkampf misst er sich gerne mit den Besten seines Fachs . So hat er zum zweiten Mal den Titel „Deutscher Barista Meister“ errungen. Für gute Kaffeebohnen reist er um die halbe Welt und hat dabei immer eines im Blick: Eine Kaffeekultur, die auf fairem und verantwortungsvollem Handeln basiert und die vor allem ein Versprechen einlöst: Höchsten Kaffeegenuss zu garantieren. Das geht nur mit Wissen und Erfahrung, denn „Espresso ist mehr als Knöpfe drücken“, wie er so schön formuliert.
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Christiane Strub