Ulrike und Jürgen Baer bitte zu TischHDR
Kaiser am Wirtshaustisch. Dort gibt es Versucherle - Tapas aus dem RiesHDR
Pierre & Gregory in der Pinkbar.HDR
Gieri Spescha: Eine Marke braucht messbare Ziele.
Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald inspirierte die Rot-Weiße DelegationHDR
Stefan Wiesner in seiner Aromawerkstätte.HDR

Rot-Weiße Streifzüge

Der Schmauser Hof in der Oberpfalz

Es ist ein Kleinod in der sonst öden, dörflichen Wirtshauskultur. Schade, der Schmauser Hof hat seit April 2013 geschlossen. 


Sitz des Kaisers: Meyer's Keller in Schwaben

Nördlingen liegt im Grenzgebiet zwischen Schwäbischer Alb und Fränkischer Alb - irgendwo im Dreieck von Nürnberg, Stuttgart und München. Auf der Marienhöhe, am Rand des riesigen Kraters im Nördlinger Ries, thront das alte Wirtshaus der Familie Kaiser, das seit drei Generationen in Familienbesitz ist.

Es ist ein Wirthaus der besonderen Art. Zum einem gibt es eine Landküche im Wirtshaus, die den Namen 'Gut bürgerlich' ehrenhaft in die Neuzeit rettet. Und zum anderen betreibt Joachim Kaiser eine Kreativküche, in der er Gerichte wie von einem anderen Stern auf den Teller zaubert. Seit neuestem steht ein großer, langgezogener, ovaler Tisch im Wirthaus. Dort kann sich jeder niederlassen und etwas trinken, und wenn er wenig Appetit hat, dann kann ein 'Versucherle' bestellen. Es ist eine hochwertige Ableitung der spanischen Tapas - Tapas, Versucherle aus dem Ries.

Im Speisesaal der Kreativküche bietet der Koch lukullische Hochgenüsse in kleinen Portionen. Im Degustationsmenü kann der Gast 5, 7 oder 9 Gänge wählen. Die Auswahl ist allerdings schwer - man möchte einen zweiten und dritten Magen haben, um einfach alles auszuprobieren. Da konkurrieren Makrele nach Matjesart mit Gewürzgurken-Gel und roh marinierten Äpfeln mit dem Filet vom Loup-de-mer mit Weizengrünsaft, Haselnüssen und Friséesalat. Oder Gänseleberterrine mit Koriandersorbet und Gewürzessenz mit dem geräucherten Rehrücken auf Pflaumen-Knusperstick.

Während es oben im Restaurant von einem 'köstlich' und 'genial' zum anderen geht, ruht unten im alten Gewölbekeller der »Rieser Culatello Riserva« - eine neue Delikatesse. Culatello ist ein äußerst seltener Schinken - pro Jahr werden nur rund 15.000 Schinken aus den Kellern in der Nähe des italienischen Flusses Po geholt. Jetzt gibt es die schwäbisch-italienische Marriage aus dem Keller der Kaisers. Der historische Bierkeller, der 1880 samt dem wunderschönen Anwesen gebaut wurde, hat ideale Bedingungen von gleichbleibend 12° C im Sommer wie im Winter.

Der Besuch in Meyer's Keller lohnt jeden Umweg. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, in luftiger Höhe mit Blick auf Nördlingen verwöhnt zu werden.

Joachim Kaiser (Meyer´s Keller)
Marienhöhe 8
86720 Nördlingen
Ruhetag: Mo, Di mittags
Telefon: 09081-4493
 
www.meyerskeller.de
restaurant@meyerskeller.de

Oeno tk in Brüssel: In vino veritas

Abseits der Touristen- und Bürokratenzonen liegt in Brüssel das „Quartier Châtelain“. Dieser Stadtteil ist verträumt und hat einen eigenen Charakter – man fühlt sich ein wenig wie im Paris der 60er Jahre. Und jeden Mittwoch findet dort einer der schönsten Märkte in Brüssel statt. Vor allem kulinarisch ist der Markt eine Sensation: Wer den berühmten Champignon de Paris sucht, der findet ihn: mit weißen, rosa und braunen aromatischen Köpfchen. 

 

Am Abend ist dann die Hölle los. Die Kneipen sind überfüllt und ein ohrenbetäubender Lärm macht sich breit. Im Frühjahr, Sommer und Herbst, wenn es draußen nicht mehr so kalt ist, feiern die Menschen bis tief in die Nacht auch auf der Straßen rings um die Place Châtelain. Schlendert man ein paar Meter weiter, dann stößt man in der Rue Africaine auf die Oeno tk. Direkt gegenüber der Kirche hat sich der Weingenuss angesiedelt. Die Oeno tk ist eine kleine, charmante Weinbar, in die sich jeder wagen kann: Besserwisser und Snobs sind hier außen vor. Willkommen ist jeder, der Fragen zum Wein, aber sich noch nie getraut hat, diese zu stellen. 

 

Gregory und Pierre sind die Seelen der Bar. Pierre hat immer den Überblick und Gregory verliert sich schon mal in der Diskussion über die Vorzüge einer Rebsorte und über ein besonderes Verfahren. Da muss man dann mal warten, bis das nächste Glas gefüllt wird. Aber, was anderswo ärgerlich ist, wirkt hier sympathisch. 

 

Jeden Abend stehen circa 15 offene Weine zur Verfügung: Champagner, weiße und rote. Und: rot-weiße, sprich: rosé! Dazu gibt es immer eine reiche Auswahl von herrlichem Rohmilchkäse, Chorizo und Schinken vom Pata-Negra Schwein. Meine Freunde und ich, wir treffen uns alle 14 Tage in der Oeno tk, die wir eigenmächtig in Pink Bar umgetauft haben. Die Atmosphäre beflügelt uns zu geistigen Höhenflügen, die wir zuvor kaum für möglich gehalten hätten. Wahrlich ‚In vino veritas!’.  Und wir finden es wunderbar. 

 

 

rue Africaine 29-31

1050 Bruxelles

0032 2 534 64 34

info@oenotk.be

www.oenotk.be

 

Hermann Drummer

Graubünden: Ein klares Bild verankern.

Gieri Spescha (48) leitet bei der Marketingorganisation Graubünden Ferien in Chur die Abteilung Corporate Communication und ist dabei unter anderem für das Management der Regionenmarke ‚graubünden’ verantwortlich. Beim Aufbau der Regionenmarke ‚graubünden’ war Spescha von Anfang an mit dabei. Zuerst in der damaligen Kerngruppe des Kantons, dann in der Geschäftsstelle des Vereins Marke ‚graubünden’. Mit der Gründung des Vereins zu Graubünden Ferien im Herbst 2007 wurde die neue Stelle Brand Management geschaffen, die Spescha seither bekleidet. In dieser Funktion ist er auch für eine mehrjährige, vorab in der Schweiz umgesetzten Kommunikationsoffensive unter dem Dach von graubünden verantwortlich. Hermann Drummer unterhielt sich mit ihm über Regionenmarken und unter anderem über die anhaltende Flut von Logos.

 

HDR:

Wenn man heute über den Tellerrand einer Region blickt, dann sehe ich hunderte, tausende Logos. Welche Chance hat da eine Region, die sich entscheidet auch ihr eigenes Logo hinzuzufügen?

 

Gieri Spescha:

Auf ein Logo mehr in der heutigen, informations- und reizüberfluteten Welt hat tatsächlich niemand gewartet. Im Idealfall führt die Regionenmarke deshalb zu einer Reduktion an Absendern und Erscheinungsbildern. Ob eine Region zur Marke werden kann, hängt letztlich davon ab, ob sie eine Geschichte zu erzählen hat, welche für die angepeilten Zielgruppen relevant ist und damit einen Nutzen bringt.

 

 

HDR:

Wie groß muss denn eine Region sein, damit die Transformation eines Logos hin zur Marke funktioniert.

 

Gieri Spescha:

An der bloßen Fläche lässt sich das nicht festmachen. Was zählt, ist das Vorhandensein eines oder mehrerer Leistungsbereiche mit Alleinstellungsqualitäten und einem konkreten Kundennutzen. Ein Industriestandort beispielsweise zieht dann am ehesten hochqualifizierte Arbeitskräfte an, wenn er über hochwertige Bildungs-, Freizeit- und Transportinfrastrukturen verfügt. Die Summe dieser Leistungen prägt die Wahrnehmung der Region, die Einzigartigkeit des Gesamtpakets macht sie zur Marke.

 

HDR:

In vielen Regionen Europas werden großzügig öffentliche Budgets für die Werbung ausgegeben und niemand verlangt eine Erfolgskontrolle. Könnte man denn den Erfolg einer Tourismusstrategie oder einer Marke messen.

 

Gieri Spescha:

Tourismusmarketing und Markenmanagement ohne klare, messbare (und gemessene) Ziele ist den Namen nicht Wert und in der Tat aus dem Fenster geworfenes Geld. Um eine Marke zu positionieren und weiterzuentwickeln muss ich doch wissen, wie sie wahrgenommen wird und ob und wie Kommunikation die Wahrnehmung verändert bzw. verbessert. Jeder Markenansatz muss zudem zum Ziel haben,  die Nachfrage nach Produkten oder Dienstleistungen zu steigern. 

 

HDR:

Viele politisch Verantwortliche sagen Untersuchungen kosten doch nur Geld und bringen nichts. Ist solch eine Kontrolle überhaupt notwendig?

 

Gieri Spescha:

Wenn ich Markenführung als strategische Aufgabe verstehe und ein Ziel vor Augen habe, ist die regelmäßige Prüfung nicht nur notwendig, sondern zwingend.

 

HDR:

Warum ist Graubünden eine Marke geworden - und ist Ihr Weg der Schlüssel zum Erfolg?

 

Gieri Spescha:

Wir sind in der Tat immer noch auf dem Weg. Unser Ansatz ist es, Vielfalt einfach zu verkaufen. Graubünden wird als Region dann eine Marke sein, wenn sich in den Köpfen unserer Zielgruppen ein klares, unverwechselbares Bild verankert hat, welches Begehrlichkeit weckt. Jede Region muss ihren eigenen Weg finden, keine wird aber über Nacht zur Marke. Beharrlichkeit, Kontinuität, finanzielle Ressourcen, Führung, eine klare Marktperspektive sowie die breite Abstützung innerhalb der Region sind Ingredienzen, welche den Erfolg des Projekts maßgeblich beeinflussen.

gieri.spescha@graubuenden.ch

www.graubuenden.ch





Prof. Gottwald: Residenzbogen hat Potential.

Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald wurde 1955 in Wiesbaden geboren. Er studierte Katholische Theologie, Philosophie, Sozialwissenschaften und Indologie. Forschungsaufträge führten ihn nach Thailand, Indien und auf die Philippinen. Er ist Vorstand der Schweisfurth-Stiftung in München, Honorar-professor für Agrar- und Umweltethik an der Humboldt Universität in Berlin und Lehrbeauftragter für Politische Ökologie an der Hochschule für Politik in München. Er ist auch Kurator der Bürgerstiftung Zukunftsfähiges München und Mitglied der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler. Sehr stark engagiert er sich als stellvertretender Vorsitzender der Verbraucherkommission Bayern.

  

Der Vorstand von ,Franken - Wir sind Rot-Weiß‘ engagiert sich schon seit längerem für die barocken Gebäude im Landkreis. Jetzt fand ein Termin mit einem bekannten Ideengeber  und -entwickler statt. Sandra Weckmar, Christiane Strub, Hans-Heinrich Häffner, Gunar Gronauer und Dr. Hermann Drummer trafen sich mit dem Geschäftsführer der Schweisfurth-Stiftung. Thema war die Zukunft der barocken Residenzlandschaft, die sich von Schloss Stopfenheim über das Deutschordens-Schloss bis hin zum Karlshof zieht. Dieser erste Kontakt diente dazu, neue Ideen für dieses einzigartige Ensemble zu sammeln und über die Zukunft einer einmaligen Landschaft zu sprechen.

 

Die Schweisfurth-Stiftung fördert seit ihrer Gründung im Jahr 1985 durch Karl Ludwig Schweisfurth Wege in eine lebenswerte Zukunft. Nachhaltigkeit im Umgang mit der  Natur ist dabei ebenso wichtig wie die kreative Gestaltung kultureller Zusammenhänge. Seit dieser Zeit ist Franz-Theo Gottwald der Stiftungsvorstand. 

In einer entspannten Atmosphäre wurde über die verschiedenen Möglichkeiten gesprochen, die Barocklandschaft aufzuwerten. Alle waren sich einig, dass das Label ,Barock‘ im Landkreis einmalig ist: Im Zentrum das Deutsch-ordensschloss und als flankierende Elemente das gut erhaltene Stadtbild Ellingen, die Vogtei in Stopfenheim und der Karlshof auf der Hochfläche. Viele Ideen wurde hin- und her gewälzt und wieder verworfen und dann wieder aufgegriffen. Es war im besten Sinne eine Sammlung vieler Ansätze - ohne schon ein klares Ziel entwickeln zu können. Entstanden sind dabei kluge Ideen, deren Chancen auf eine realistische Umsetzung erst noch geprüft werden müssen. Franz-Theo Gottwald zog dennoch ein sehr positives Fazit: „Ein Projekt, das außerordentlich spannend ist und viele Chancen birgt.“ Zum Abschluss lud er alle Teilnehmer ein, die ,Herrmannsdorfer‘  Landwerkstätten in Glonn zu besuchen. Vielleicht entstehen dabei im Gespräch mit den Verantwortlichen weitere Ideen. Noch ist alles im Fluss, aber ein gelungener Auftakt ist gemacht.

Schweisfurth-Stiftung

Südliches Schloßrondell 1

D-80638 München

T 089 / 17 95 95 -0

 

info@schweisfurth.de


www.schweisfurth.de


Christiane Strub & Hans-Heinrich Häffner

Der Hexer vom Entlebuch

Mit dem Hexer verbindet mich bisher noch nicht viel. Ich bin einfach nur neugierig auf ihn. Und das schon seit Jahren - seit ich das erste Mal über ihn gelesen hatte. Und das ist schon lange her. Eher zufällig führten mich meine Wege erst vor kurzem ins Entlebuch zwischen Luzern und Bern, irgendwo im Nirgendwo - jedenfalls für mich.

 

Ein früherer Gault-Millau Chefredakteur machte mich noch neugieriger: Wiesner sei mit nichts und niemandem zu vergleichen, weshalb eine Einordnung in das bestehende Punkte- und Haubensystem schwerfällt. Das kommt mir sehr nahe. Dann las ich von einer Heusuppe, von aufgetautem Schnee, von Holz, Erden und Metallen, mit denen Stefan Wiesner kocht. Aber er verarbeitet alles nicht so banal, wie mein Kopf arbeitet. Alles, was er an Gerüchen in der Natur vorfindet, das speichert er im Gedächtnis ab, und er sammelt die Gerüche – fast so wie Jean-Baptiste Grenouille.

 

Er erzählt mir einige zentrale Punkte seiner Philosophie und sagt dann ganz spontan„ Ach, kommen Sie doch einfach mal mit!“ Wir betreten einen gewöhnlichen Schopf – eine Scheune mit Etage. Oben zeigt er mir seine ungewöhnlichen Schätze. Überall stehen Gläser mit irgendwas darin. Und schon öffnet er ein Glas: „So riecht Birkenteer!“ Das kenne ich noch von meinen Finnlandfahrten. Dann öffnet er das nächste Glas mit geraspeltem Holunderholz darin. Ich kenne auch diesen Duft sehr gut. Gehört doch der Holunder zu meinen Lieblingshölzern. 

 

Auch ich habe überall Gerüche abgespeichert, die ich kenne, die sich in mir festgebrannt haben und die ich niemals mit einer feinen Küche in Zusammenhang bringen könnte oder das bisher auch nicht wollte. Als jemand, der nicht wandert, aber der bei jedem Wind und Wetter immer ein paar Schritte in die Natur wagt und dann im näheren Umkreis hängenbleibt, weil es so viel zu riechen gibt: am menschenleeren Ostseestrand, im Moor beim Inari See oder an einem Kräuterhang im Massif Central.

 

Stefan Wiesner macht mich immer neugieriger. Ich kann mit meiner ‚Sammlung’ nichts anfangen – ich bin kein Komponist! Ich kann mich nur erinnern. Er kann damit Neues erschaffen. Noch ist es nicht so weit. Ich bin einfach so herein geschneit und konnte natürlich keinen der auf Monate im voraus bestellten Plätze ergattern. Mein großes Aha-Erlebnis wird erst im Herbst kommen. Bis dahin werde ich wohl vor Neugierde zerplatzen – ich kann es kaum erwarten. 

 

Fortsetzung folgt.

Hermann Drummer

 

 

Gasthof Rössli

Stefan und Monica 

Wiesner-Auretto

Hauptstrasse 111

CH-6182 Escholzmatt-Marbach

Tel. 0041-41-486 12 41
www.stefanwiesner.ch